BIM und der klimawandel

CO2-Reduktion durch BIM fördern

Autoren: Romy Rawlings und Mike Shilton

Die Eingeladenen waren ausgehend von den Branchen, die sie vertraten, und den Fachkenntnissen bei diesen Prozessen ausgewählt worden. Darunter befanden sich Erstbenutzer, Neuanfänger und erfahrene Benutzer sowie Vertreter von Kunden aus dem privaten und öffentlichen Raum, Hersteller, Lieferanten und Bildungseinrichtungen. Eine detaillierte Zusammenfassung wird gegenwärtig ausgearbeitet. Obwohl die Planer seit vielen Jahren Fragen der CO2-Reduktion bei Vorgaben und der Instandhaltungsplanung berücksichtigen, bietet BIM die Möglichkeit zur Formalisierung des Prozesses, so dass alle Stellen dieselben Ziele bei der CO2-Reduktion anstreben können.

Geschätzte 40 bis 50 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen sind mit der Bauindustrie verbunden. Wer in diesem Sektor tätig ist, hat somit das Potenzial, an der Verringerung dieser Auswirkungen mitzuwirken[i]. Um dies tatsächlich zu erreichen, müssen wir damit anfangen, anders über die Auswirkungen unserer Tätigkeit als Fachleute zu denken und insbesondere die Auswirkungen zu überdenken, die mit den Vorgaben für unsere Arbeit verbunden sind.

Seit seiner Einführung bietet Building Information Modelling (BIM) das Potenzial, Einsparungen in Höhe von etwa 20 Prozent bei Kosten, Zeit und Abfallmengen über die gesamte Lebensdauer eines Bauprojekts zu erzielen. Der Schlüsselbegriff ist hier die gesamte Lebensdauer eines Projekts. Wir können uns nicht weiter ausschließlich auf die Bauphase konzentrieren, ohne einen Gedanken an die langfristige Verwaltung des Projekts zu verschwenden. Dies gilt ganz besonders für die Landschaftsarchitektur, bei der die laufende Nutzung das größte Potenzial für CO2-Einsparungen im Vergleich zur Bauphase hat.

BIM ermöglicht die Verwaltung der projektbezogenen Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts. Eine digitale Datenbank ermöglicht einem Projektteam die Auswertung von Daten für alle Aspekte der Vorgabedokumente und der anschließenden Verwaltung. Dies umfasst den Ressoucenverbrauch, Energieverbrauch und der Belastbarkeit der fertiggestellten Landschaftsarchitektur. Alle Umweltauswirkungen eines Projekts können modelliert und bei der Inbetriebnahme vollständig berücksichtigt werden, so dass der CO2-Ausstoß bei der gesamten Dauer minimiert und die Auswirkungen von Substitutionen vollständig evaluiert werden können. Dieser Prozess beinhaltet Schlüsseldaten für das Projekt über den gesamten Lebenszyklus, die an relevante Parteien weitergeleitet werden, wenn ein Projekt fortschreitet.

Damit die Vorteile voll ausgeschöpft werden können, müssen wir damit anfangen, die Verwaltung einer Landschaftsarchitektur bei einem Projekt von Anfang an einzubeziehen und ihr die Aufmerksamkeit zu geben, die sie verlangt. Die Instandhaltung muss in den Design- und Bauphasen vollständig untersucht werden, damit die Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit verstanden, spezifiziert und modelliert werden können. Dieses Umdenken – von reagierender Instandhaltung bis zur vorausschauender Verwaltung – ist dringend notwendig und hat das Potenzial, Verbesserungen bei allen Aspekten der Landschaftsarchitektur zu bringen, insbesondere bei der CO2-Reduktion.

Der vom Landscape Institute erklärte Klimanotstand stellt eine Möglichkeit dar, um von einem schädlichen, kurzfristigen Denken wegzukommen, das allzu lange unsere Branche geprägt hat, und einen durchdachten, auf die gesamte Lebensdauer ausgelegten Planungs- und Entwurfsansatz zu wählen. So sehr wir jetzt sinnvolle Schritte zur Reduzierung der CO2-Emissionen brauchen, so sehr ist ein Abkehr von einer Denkweise, die ausschließlich Preise und Werte in Beziehung setzt und „Qualitätssteuerung“ im Blick hat, dringend erforderlich. Die vielleicht größte Herausforderung (und Möglichkeit) liegt im Bewusstsein und der Erziehung der Kunden, da gute Designentscheidungen beträchtliche Vorteile – bei Kosten wie bei der CO2-Reduktion – über die Lebensdauer eines Projekts haben.

Die potenziellen Vorteile von BIM gehen weit darüber hinaus, was man weithin damit verbindet – beispielsweise eine verbesserte Arbeitseffizienz und einen verringerten Bedarf an Nacharbeiten auf der Baustelle aufgrund fehlender Abstimmung. BIM hat ein großes Potenzial, um bei großen Infrastrukturprojekten auf der Stufe der Machbarkeitsuntersuchung eingesetzt zu werden und somit die Umweltvorteile zu maximieren. Der Austausch von genauen Daten zwischen den Projektbeteiligten sorgt für eine bessere Zusammenarbeit und bessere Ergebnisse bei allen Projekten, auf jeder Ebene.

Wir entwickeln ein immer tieferes Verständnis für den Wert von Landschaftsarchitektur etwa im Hinblick auf die Leistung für Ökosysteme, die Annehmlichkeiten, Gesundheit und Wohlbefinden sowie das natürliche Kapital. In diesem Zusammenhang bietet BIM ein überzeugendes Argument für eine langfristige Denkweise bei der Kohlenstoffanalyse. Wenn die CO2-Emissionen über die gesamte Dauer eines Projekts modelliert und bewertet werden können, können die Daten für die Erstellung von Spezifikationen genutzt werden, die möglichst geringe Emissionen (oder eine möglichst hohe Sequestrierung) nach der Umsetzung und während der gesamten Lebensdauer der Landschaftsarchitektur ergeben. Es muss möglich sein, die CO2-Emissionen so zu modellieren, zu messen und zu planen, dass sie die Ziele einhalten.

Es sei daran erinnert, dass Landschaften, insbesondere die „grünen“, ein großes Potenzial bei der CO2-Sequestrierung haben. Dies bedeutet, dass eine gut gestaltete und verwaltete Landschaft – anders als praktisch alle anderen Bauwerke – ihren Wert über ihre gesamte Lebensdauer steigern und einen sinnvollen Beitrag zur Dämpfung des Klimawandels leisten kann.

Jeder Aspekt eines Landschaftsprojekts hat eine Auswirkung – ob durch die Gewinnung der Rohstoffe, die Fertigungsprozesse, den Transport, die Verwaltung oder die Entsorgung. Durch BIM ermöglichen genaue Modelle die Minimierung der Abfälle durch genaue Mengenangaben für die Beschaffung, die Ermittlung von Konflikten, die sonst zu Fehlern und einem Nacharbeitsbedarf auf der Baustelle (und somit ebenfalls zu mehr Abfällen) führen würden, sowie eine frühzeitige Sequenzierung und Planung der Bauarbeiten, um eine punktgenaue Beschaffung zu ermöglichen.

Damit die Landschaftsarchitektur sinnvoll auf den Klimanotstand reagiert, müssen wir einen globalen Ansatz mit einer intensiveren Zusammenarbeit denn je verfolgen. Dies erfordert einen fundamentalen Wandel bei den Verhaltensweisen. Der offene Austausch von Daten wird durch BIM möglich. Dies ist ausschlaggebend, wenn wir die Möglichkeiten für Veränderungen ausnutzen wollen. Der Datenaustausch bei Aspekten wie Artenvielfalt, Biosicherheit, landschaftlichen Verbindungen und Korridoren oder Hochwassermanagement eröffnet eine ganzheitliche Sichtweise bei der Nachhaltigkeit.

Ein zentrales Ergebnis eines BIM-Projekts ist der „digitale Zwilling“ – ein virtueller Vertreter für eine Einrichtung in der realen Welt. Da Vor-Ort-Feedback durch Sensoren und Drohnen immer kostengünstiger und verbreiteter wird, können vor Ort auftretende Probleme im virtuellen Modell markiert werden, so dass konzentriert und zeitnah eine koordinierte Reaktion erfolgen kann. Zusätzlich zu den Aspekten, die Daten im Hinblick auf CO2 hervorheben können, gibt es viele sehr greifbare Vorteile, die sich durch digitales Planen und Bauen eröffnen.

  • Der Einsatz von Drohnenuntersuchungen und 3D-Scannern sorgen dafür, dass die Anzahl der Baustellenbesuche reduziert werden kann, da ein digitales Modell allen Beteiligten verfügbar ist
  • Der verringerte Bedarf an Meetings und Beratungen in letzter Minute
  • 3D-Druck wird inzwischen häufig von Möbelherstellern und Stein-/Betonlieferanten für Prototypen genutzt, um individuelle Designs zu testen; die Freigabe ist unkompliziert und Abfälle werden minimiert
  • · Der Bau von Fertigteilen ist ein weiteres wichtiges Mittel zur Minimierung von Abfällen und Nacharbeiten und zur Sicherstellung einer hohen Bauqualität; weniger Fehler bedeutet nur einmal bauen und Abfälle reduzieren

BIM bietet der Branche eine bewährte und effektive Weise, um die CO2-Reduktion in Zusammenarbeit mit anderen Sparten des Baugewerbes umzusetzen Es ist sehr wichtig, dass dieser Prozess beschleunigt wird.

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Romy Rawlings ist Landschaftsarchitekt und Geschäftsentwicklungsleiter Großbritannien von Vestre und Honorary Secretary von LI

Mike Shilton ist Geschäftsführer von Keysoft Solutions und Vorsitzender der LI Digital Group

BIM for Landscape wurde von Routledge und dem Landscape Institute veröffentlicht und ist hier erhältlich: www.routledge.com