Sitzbänke, junge Frauen und das öffentliche Leben

Bänke sind ein essenzieller Aspekt des gesellschaftlichen Lebens. Sie sind Einladungen zum Innehalten und Verweilen in der Öffentlichkeit. Bei unserer Forschung mit jungen Frauen haben wir herausgefunden, dass Bänke zum Verweilen für sie unverzichtbare, aber auch umstrittene Orte sind.

Von: Dr. Julia King und Olivia Theocharides-Feldman

Am Londoner Forschungszentrum LSE Cities, das zur London School of Economics gehört, gibt es seit 2021 ein Programm namens „Young Researchers-in-Residence“: Dieses Forschungsstipendium ist eine bezahlte Möglichkeit zum Lernen und Arbeiten, und inhaltlich geht es um die Erfahrungen und Bedürfnisse von jungen Frauen im öffentlichen Raum.

Grundsätzlich beschäftigt sich das Forschungszentrum LSE Cities mit der Frage, wie sich die physische Form und Gestaltung von Städten auf die Gesellschaft, Kultur und Umwelt auswirkt. Nun haben wir uns mit der britischen Wohltätigkeitsorganisation „Make Space for Girls“ zusammengetan, die sich dafür einsetzt, bei der Gestaltung von Parks und öffentlichen Plätzen speziell an Mädchen im Teenageralter zu denken. Im Rahmen dieser Kooperation haben wir mit jungen Frauen im Alter von 16 bis 27 Jahren an sieben Standorten in Großbritannien gesprochen.

Persönliche Erfahrungen im öffentlichen Raum
Wie wichtig Sitzbänke sind, wurde uns in der Kleinstadt Trowbridge im Südosten Englands klar. Dort verbindet ein gepflegter Park die beiden Hauptattraktionen: die Altstadt und ein relativ neues Einkaufsviertel. Im Park gibt es große Rasenflächen, von Bäumen gesäumte Wege und in der Mitte einen kleinen Kiosk, der Tee und Snacks serviert. In vielerlei Hinsicht ist es also ein typischer Stadtpark.

Bei einem Rundgang durch diesen Park wies jedoch eine der Befragten darauf hin, dass die meisten Bänke zu klein für Gruppen sind und dass sie sich beim Sitzen „zur Schau gestellt“ vorkommt, weil die Bänke an zentralen Wegen stehen, wo viele Leute vorbeikommen. Während Mädchen und Jugendliche oft in Gruppen unterwegs sind – sei es zum Vergnügen oder aus Sicherheitsgründen –, lassen die Bänke jeweils nur zwei bis vier Personen zu. Die Rückenlehne gibt vor, dass man aufrecht nebeneinandersitzen und nach vorne schauen muss. Leute in einer Gruppe können dadurch einander nicht in natürlicher Haltung ansehen, und weil die Bänke an exponierten Spazierwegen stehen, stellen sie keine einladenden Treffpunkte für Gruppen dar.

Auf der anderen Seite des Parks liegt ein Stück Wald mit einer kreisförmigen Sitzgruppe in der Mitte. Obwohl die Sitzgelegenheiten an sich als ansprechend beschrieben werden, weil sie Platz für Gruppen bieten und Austausch ermöglichen, vermittelt die abgelegene, versteckte Lage ein Gefühl der Unsicherheit, sodass die Befragten dort nicht hingehen würden. Fazit: Im Stadtpark von Trowbridge sind die Bänke den jungen Frauen entweder zu klein und zu exponiert oder zu versteckt.

Wie Städtebau den gesellschaftlichen Alltag prägt
Meinungen wie diese haben wir im Rahmen der Studie immer wieder gehört. Wenn bestimmte Bänke „nichts für uns sind“, dann hängt dieser Eindruck mit dem Standort und/oder dem Design zusammen. Gleichzeitig erwähnten aber alle jungen Frauen, die sich an der Studie beteiligt haben, dass Bänke für sie sehr wichtig sind. Sie wünschen sich mehr gesellige Sitzgelegenheiten an Einkaufsstraßen und in Parks; die „jugendgerechten Plätze“ im öffentlichen Raum – etwa Fußballplätze und Skateparks – werden von den meisten jungen Frauen nämlich nicht genutzt.


Unsere Untersuchung hat ergeben, dass sie sich stattdessen lieber auf Bänke setzen: Diese stellen wesentliche Treffpunkte der jungen Frauen dar. Eine Befragte hat es treffend ausgedrückt: „Am meisten nützen mir die Bänke. Die Mehrzweckplätze für Fußball und andere Sportarten benutze ich nicht.“ Bänke haben nicht nur den Vorteil, dass man dort sitzen und plaudern kann, sondern auch, dass sie kostenlos sind – schließlich haben Teenager:innen nicht die gleiche Kaufkraft wie Erwachsene.

Unsere Forschung zeigt außerdem, dass die so bescheidene Sitzbank im Alltag – besonders unter Jugendlichen – von wesentlicher Bedeutung ist. Stadtmöbel sind keine statischen Produkte, sondern gesellschaftliche Artefakte, die unsere soziale Wirklichkeit widerspiegeln. Beispielsweise zeigt eine typische Bank, was in der jeweiligen Gesellschaft als angemessen gilt, wenn es um den typischen Nutzer, die Größe einer Gruppe und die Art des Sitzens geht. Eine der Befragten erklärte: „Die Größe einer Bank gibt vor, wer darauf sitzen darf.“

Was aber noch wichtiger ist: Stadtmöbel bilden die gesellschaftlichen Vorstellungen nicht nur ab – sie verstärken, normalisieren und verankern sie auch. Ist eine typische Bank einmal her- und aufgestellt, kann sie suggerieren, dass größere Gruppen an einem bestimmten Ort nicht willkommen sind oder dass man in der Öffentlichkeit nicht (halb) liegend faulenzen darf.

So haben Bänke im öffentlichen Raum auch Konfliktpotenzial. An vielen Orten werden sie unter dem Deckmantel von „Sicherheitsmaßnahmen“ wieder entfernt, wenn sich asoziales Verhalten entwickelt oder wenn von den Behörden „unerwünschte“ Gruppen bestimmte Plätze frequentieren (etwa Jugendliche oder Obdachlose). Viele Bänke werden außerdem mit zusätzlichen Armlehnen versehen oder durch schräge Sitzflächen ersetzt, damit man darauf nicht schlafen kann. So entstehen feindselige Umgebungen, die verschiedene Formen der Ausgrenzung durch Stadtmobiliar zulassen und verstärken. Und diese Entwicklung geht auf Kosten des freien öffentlichen Lebens und der Demokratie. Das feministische Stadtplanungsduo Pascale Lapalud und Chris Blache bringt diese Beobachtung auf den Punkt: „Stadtplaner:innen und Politiker:innen verhindern gerne das Aufstellen von Bänken, wenn sie als Konfliktzone angesehen werden, anstatt die richtigen Bedingungen für eine inklusive, gemischte Nutzung zu schaffen.“

Design im Dienst der InklusionWie könnte also eine bessere, integrativere und angenehmere „Bankpolitik“ aussehen?

Soziale Probleme wie Ausgrenzung, Altersdiskriminierung und Sexismus können nicht einfach „wegdesignt“ werden, indem man einladende Bänke aufstellt. Genauso kann auch das Entfernen einer Bank die Kriminalität nicht ausmerzen. Aber wir können einsehen, dass gesellschaftliche Aspekte durch die Gestaltung der materiellen oder physischen Umgebung verstärkt werden, weil diese den Menschen vermittelt, ob, wo und unter welchen Bedingungen sie willkommen sind. Und um auf die jungen Frauen zurückzukommen: Die Gestaltung einer einladenden Bank für eine Gruppe kann die Wahrnehmung ihrer unmittelbaren Umgebung zum Positiven verändern.

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Dr. Julia King und Olivia Theocharides-Feldman haben am Londoner Forschungszentrum LSE Cities bei verschiedenen Projekten zusammengearbeitet, darunter „Making Space for Girls“, „Spencer’s Park Engagement Programme“ und „Young Researchers-in-Residence“. Julia King kommt aus dem Bereich der Architektur und Olivia aus der Anthropologie. Sie arbeiten weiterhin im Unternehmen Julia King & Associates (JK&A) zusammen, wo sie sich auf Community-Engagement, partizipatives Design und die Ausarbeitung von Briefings spezialisiert haben. Gemeinsam entwickeln sie Werkzeuge und Prozesse, die es Minderheiten ermöglichen, an Entwurfs- und Planungsentscheidungen teilzuhaben und die Zukunft von öffentlichen Plätzen auf fantasievolle und gerechte Weise mitzugestalten.