Trondheim investiert 300 Millionen NOK in die Förderung des urbanen Lebens und Stärkung der Identität der Stadt
Ein 17 Jahre langes Umgestaltungsprojekt von Trondheims wichtigstem urbanen Raum ist abgeschlossen. Der Platz Torvet wurde von einer verkehrsreichen Kreuzung in einen markanten Treffpunkt mit großzügigen Flächen, Kunst und gemütlichen Aufenthaltsbereichen umgestaltet, der das Stadtbild aufwertet, für mehr Aufenthaltsqualität sorgt und neue Impulse für Handel und Veranstaltungen setzt.

Trondheims stattliche Gebäude aus Stein zeugen von einer langen Geschichte, deren Wurzeln bis in die Wikingerzeit zurückreichen. Sie sind Zeichen einer soliden und stolzen Stadt mit einer starken Identität, die auch zukünftige Generationen prägen wird. Den pulsierenden Mittelpunkt dieser Stadt bildet der Platz Torvet, das Herz Trondheims.
Seit 2003 war es eine Herzensangelegenheit der Stadt, herauszufinden, wie der Torvet von einer verkehrsreichen Kreuzung in einen autofreien Platz für alltägliche Nutzung, geselliges Miteinander sowie feierliche Anlässe umgestaltet werden könnte. Ein offener und großzügiger Platz in der Stadtmitte sollte Raum geben für Menschenmengen am norwegischen Nationalfeiertag, dem 17. Mai, aber auch für Aufenthaltsqualität im Alltag sorgen.
2015 erhielt Landschaftsarchitekt Trond Heggem vom Architekturbüro Agraff von Marit Solum, der Projektleiterin der Stadt, den Auftrag zu einem revidierten Vorprojekt und Detailprojekt.
Foto 1: Matthias Herzog / visualis-images Foto 2: Glen Musk

Trondheims wichtigster urbaner Raum
Mit großem Respekt nahm Trond Heggem den Auftrag als Landschaftsarchitekt an. Ihm war äußerst bewusst, dass die Arbeit eine Gratwanderung zwischen öffentlichen und privaten Interessen, historisch begründeten Vorgaben, Kunst und Architektur, Handel und Kapital sowie einem Konzept, das umsetzbar sein musste, sein würde.
„Es geht hier um einen Platz, der vielen Menschen viel bedeutet. Da wird es viele Meinungen und Wünsche geben, und man wird es nicht allen recht machen können. Wichtig ist, dass man ein ausreichend starkes Konzept als Grundlage hat und während des gesamten Projekts daran festhält“, antwortete Trond Heggem auf die Frage, was er als entscheidend erachten würde.
Der offene Torvet sollte gemütlicher und intimer werden, mit vielen öffentlichen Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen. Ansprechende Elemente, auf denen Menschen im alltäglichen Treiben die Sonne genießen können.
Foto 1: Matthias Herzog / visualis-images Foto 2: Glen Musk


1000 äußerst variable öffentliche Sitzgelegenheiten
Auf dem umgestalteten Torvet wurden an den sonnigsten und windgeschützten Stellen insgesamt nahezu 1000 äußerst variable öffentliche Sitzgelegenheiten geschaffen, die allen Menschen die Teilnahme am geselligen Treiben auf dem Platz ermöglichen. Es gibt große Tische, an denen mehrere Menschen zusammen sitzen können, kleine Tische mit Stühlen, die für mehr Abwechslung sorgen, sowie Bänke, die Jugendliche ansprechen.
25 große Granitbänke bieten Platz für viele Menschen. Mit einer einfachen und wiederkehrenden Form trägt dies zu Ruhe im Gesamtbild bei. Damit sie auch bei kühlem Wetter bequem sind, haben sie eingelassene Sitzflächen aus Holz von Vestre.

Eine eigene Möbelserie sollte das i-Tüpfelchen des Projekts werden, aber ...
Ursprünglich wollte man eine eigene Möbelserie für den Torvet fertigen. „Maßgeschneiderte Möbel wären das i-Tüpfelchen des Projekts gewesen“, berichtet Trond Heggem, „aber wir fanden dieselben Elemente, die wir im Kopf hatten, in der April-Serie, die ein breites Spektrum an Sitzgelegenheiten für jedes Alter und jede Stimmung bietet.
Man möchte die Möbel immer gerne selbst entwerfen, aber es ist sinnvoll, wenn man die Ausführung Fachleuten überlässt. Dass die Bänke anstatt von Schreinern von Vestre gefertigt wurden, ist sehr gut für die Haltbarkeit und erleichtert es der Stadt, Ersatzteile zu bekommen, wenn etwas kaputt geht.“

Die April-Serie ist unaufdringlich und funktional, ohne die Wirkung der Hauptelemente zu beeinträchtigen
Heggem berichtet, dass er die April-Serie die ganze Zeit über im Hinterkopf hatte. „Es ist eine schöne schlichte Serie mit traditionellem Design, zudem ist sie funktional und bequem, ohne aufdringlich zu wirken. Auf dem Torvet sollen die Möbel unaufdringlich sein und nur ihre Funktion erfüllen, während andere Elemente im Vordergrund stehen.
Wenn man sieht, wie die Menschen die Möbel nutzen, sieht man rasch ein, dass es richtig ist, in Projekten auch ordentliche Möbel einzuplanen“, erläutert Heggem die Wahl der Möbel zwischen den Granitelementen.

Gute Zusammenarbeit als solides Fundament für ein gelungenes Projekt
Der Torvet und die Sitzgelegenheiten bestehen durchgehend aus widerstandsfähigen robusten und soliden Materialien, und alle Entscheidungen wurden unter einem Zeitaspekt von 100 Jahren getroffen. Der Torvet soll auch zukünftige Generationen erfreuen und wurde dank guter Leitung, Zusammenarbeit und hoher Kompetenz bei der Durchführung 2020 fertiggestellt.
„Gute Projekte entstehen durch Einsatzbereitschaft und gute Zusammenarbeit. In einer in immer engere Bereiche aufgeteilten Welt, spielt das Gesamtkonzept eines Projekts eine immer wichtigere Rolle. Alle müssen dasselbe Ziel haben und gemeinsam darauf hinarbeiten. Alle müssen ergebnisorientierten Arbeitseifer zeigen. Das ist uns in diesem Projekt gelungen“, resümiert Heggem.
Denn der Torvet ist niemals menschenleer. Auch nicht nachts. Er ist ein lebendiger Treffpunkt, an dem man sich zuhause fühlt, ein Ort, an dem die Vergangenheit die Augenblicke prägt, die die Zukunft gestalten werden. Hier gibt es Vielfalt mit Raum für alle, Groß und Klein, im Alltag und zu festlichen Anlässen.


Gewinner des Landschaftsarchitekturpreises 2020
Eine aus den besten Fachleuten Norwegens bestehende Jury beschreibt das Ergebnis als „strukturiert und geradlinig mit nahezu weicher Materialverwendung, auch wenn es am Boden des urbanen Raums harten Stein mit historischen und traditionsbezogenen Elementen gibt. Die Möbel und die Bepflanzung laden die Menschen zu Aktivität und Freude auf einem offenen Platz ein.“
In ihrer Dankesrede resümiert Projektleiterin und Landschaftsarchitektin Marit Solum von der Stadt Trondheim: „Wir haben gemeinsam mit den kompetenten Landschaftsarchitekt*innen von Agraff viel Zeit und Leidenschaft darauf verwendet, der besten Stadt Norwegens einen angemessenen sozialen Treffpunkt zu geben. Während der 17 Jahre langen Planung haben alle ihre Meinung äußern können. Der Torvet ist fertiggestellt, und das Treiben auf dem Platz zeigt, dass unser Projekt erfolgreich war.“

Lage: Stadt Trondheim, Fylke Trøndelag
Auftraggeber/Bauherr: Stadt Trondheim, Kommunaltechnik / Marit Solum MNLA
Baujahr/Fertigstellung: 2020
Projektzeitraum: 2015–2020
Fläche/Größe: Ca. 16 000 m2
Kosten ohne MwSt.: Ca. 200 Mio. NOK Bauleistungskosten
Projektverantwortlich: Agraff arkitektur AS und Multiconsult AS
Verantwortlicher Landschaftsarchitekt: Agraff arkitektur AS /Trond Heggem MNLA Beratung: Multiconsult AS (technische Gewerke), Pir 2 AS (Architekt), Light Bureau (Lichtdesign)
Auftragnehmer: Søbstad AS
Landschaftsgärtner: Søbstad AS
Sublieferanten: Sønnico, K. Lund, Johnsen Controls
Künstler*innen: Edith Lundebrekke (Bodenmuster), zehn Steinmetz*innen aus der ganzen Welt (Skulpturen an den Granitmöbeln)

Produkte im Projekt:
