Von einer Ruine zur umweltfreundlichsten Möbelfabrik der Welt
In der Nachkriegszeit war Norwegen von Ressourcenknappheit und Armut geprägt. Das Land musste dringend wieder aufgebaut werden. Vor diesem Hintergrund gründete der ehemalige Seemann und Mechaniker Johannes Vestre (1910-2003) im August 1947 sein Unternehmen im westnorwegischen Küstenort Haugesund: Vestre begann als „Johs. Vestre Mekaniske Verksted“ in einer vom Krieg zerstörten Ruine.
Trotz der schwierigen Ausgangslage gelang es dem Kleinunternehmer, einfache, aber funktionale Gegenstände wie Rohrkonstruktionen, Sägeklammern und Parkbänke herzustellen. Unter den ersten Produkten waren auch Spielgeräte: der Anfang von Treffpunkten im Freien, für die Vestre heute weltbekannt ist.
Der Gründer sagte: „Für die Gesellschaft, in der wir und unsere Nachkommen leben, müssen wir die Dinge ständig verbessern. Und das gelingt nicht durch das ständige Streben nach materiellen Gütern.“ Diese Denkweise gab der Gründer an die folgenden Generationen weiter. Sie dient Vestre noch immer als Grundsatz für das Schaffen von attraktiven Stadtmöbeln, die aus langlebigen Materialien bestehen und zum geselligen Beisammensein einladen.
Eine Familiengeschicht
- 1947: Johannes Vestre gründet „Johs. Vestre Mekaniske Verksted“ in Haugesund.
- 1957: Vestre präsentiert das Sportgerät “Unikum”, das dem Unternehmen zu erheblichem Wachstum verhilft.
- 1979: Jan Vestre, der Sohn von Johannes Vestre, wird neuer Geschäftsführer. 1
- 980: Als Beitrag für einen Ideenwettbewerb entsteht die mittlerweile berühmte Bank „Hvilan“. Über die Achtziger hinweg trägt sie maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bei.
- 1988: Das Unternehmen „Johs. Vestre Mekaniske Verksted“ gerät in finanzielle Schwierigkeiten und endet im Konkurs. Jan Vestre und Elisabeth Preus Vestre gründen daraufhin ein neues Unternehmen – Vestre Reime AS mit Sitz in Oslo – zusammen mit den beiden Geschäftspartnern Jahn Aamodt und Harald Obrestad.
- 1989: Vestre bringt neue Produkte auf den Markt, und zwar mit Erfolg: Darunter sind zwei Versionen des Abfallbehälters CITY, die Vestre bis heute im Sortiment hat.
- 1994: Vestre gewinnt eine Ausschreibung der Osloer Verkehrsbetriebe (Oslo Sporveier) und darf 800 Abfallbehälter aus rostfreiem Stahl liefern. Dieser Erfolg markiert einen finanziellen Wendepunkt.
- 1995: Jan Vestre wird alleiniger Eigentümer.
- 1999: Der Firmenname wird von Vestre Reime auf Vestre AS geändert.
- 2012: Nach dem Tod von Jan Vestre übernimmt sein damals erst 25-jähriger Sohn Jan Christian Vestre (geb. 1986) die Leitung des Unternehmens.
- 2013: Im schwedischen Torsby wird die erste Fabrik eröffnet. Das Gebäude wurde vom renommierten norwegischen Architekturbüro Snøhetta entworfen.
- 2022: Im norwegischen Magnor nimmt die Fabrik The Plus den Betrieb auf. Der Entwurf stammt vom bekannten dänischen Architekturbüro BIG Bjarke Ingels Group.
So wie der Firmengründer Johannes Vestre in den 1950er-Jahren mit Spielgeräten erste Treffpunkte errichtete, arbeitet Vestre heute daran, Menschen in aller Welt mit nachhaltigen und einladenden Möbeln zusammenzubringen. Bei der Gestaltung dient das Jedermannsrecht als Grundprinzip. Diese Orte der Begegnung überwinden soziale, kulturelle und wirtschaftliche Unterschiede – von Haugesund bis zum Times Square.