Aufhebung von Unterschieden durch ein Freibad und einen Treffpunkt im Järva-Bad in Stockholm
Im Sommer 2020 wurde das Järva-Bad in Stockholm eröffnet – ein Freibad mit einem universell ausgelegten Treffpunkt. Das Ziel des Projektes bestand darin, Unterschiede aufzuheben, indem die Schwimmkünste der Einwohner verbessert und die Lokalbevölkerung einen attraktiven Sammelplatz erhielt.

Eingeschränkte Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten, Schwimmunterricht und -training
Etwas außerhalb des Zentrums von Stockholm befinden sich das Gebiet Järvafältet und das Järva-Bad. Schon seit den 1970er Jahren bestand innerhalb der Lokalbevölkerung der Wunsch, hier ein Freibad errichtet zu bekommen – und im Sommer 2020 war das Bad schließlich fertig. Hinter dem Projekt stehen unter anderem AIX Arkitekter, die uns berichten, dass genau in diesem Gebiet der Bedarf an einem solchen Freibad sehr groß war:
- Das Durchschnittseinkommen in diesem Gebiet ist mit am niedrigsten, wenn man sich ganz Stockholm betrachtet. Dies bedeutet, dass Kinder und Jugendliche rund um das Gebiet Järvafältet nur wenig Möglichkeiten haben, um sich an Freizeitaktivitäten zu beteiligen oder in den Schulferien zu verreisen, um beispielsweise schwimmen zu lernen.
Über viele Jahre hinweg war dieses Gebiet außerdem der einzige Stadtteil Stockholms, wo es weder Zugang zum Strand noch Zugang zu einem Schwimmbecken gab. Als beschlossen wurde, das Järva-Bad zu bauen, bestand eines der Ziele darin, die Schwimmkünste in eben diesem Gebiet Järvafältet zu verbessern. Schwimmkünste werden auch benötigt, um ein Grundschulzeugnis sowie die Möglichkeit, mit der Ausbildung fortzufahren, zu bekommen.
Weiterhin war es wichtig, einen attraktiven Sammelpunkt für die Lokalbevölkerung zu schaffen. Jetzt haben die Menschen einen sozialen Treffpunkt erhalten, wo sie das Schwimmen lernen bzw. üben, sich mit Freunden zum Picknick treffen und in einer gemütlichen Umgebung entspannen können. Wenn die Besuchenden ein zweites Frühstück mitbringen, stehen mehrere Picknicktische zur Verfügung – auch geeignet für Rollstuhlfahrer.
Demokratisches und attraktives Design
Das Bad glänzt mit einer idyllischen Lage im Kulturreservat Igelbäcken, und sowohl die Architektur als auch die Ausgestaltung der Landschaft rund um die Schwimmbecken herum berücksichtigen dies.
- «Das Gebiet Järva ist ein Kulturreservat, wo großer Wert darauf gelegt wurde, ein architektonisches Ensemble zu schaffen, das in seinem Ausmaß und seiner Form in die Umgebung passt. Gleichzeitig möchten wir ein öffentlicheres Gebäude entwickeln, das sich von den umliegenden Bauernhofgebäuden deutlich abhebt, unter anderem im Hinblick auf die Materialien», berichten AIX Arkitekter.
Weitere Projektbeteiligte ist das Büro LAND Arkitektur, das sich um die Ausgestaltung der Außenbereiche gekümmert hat. Dabei handelt es sich um einen wunderschönen Bereich mit großen Grasflächen und mit Möglichkeiten, sich zum Baden, Picknicken oder zum Grillen zu treffen. Universelle Ausgestaltung ist ein wichtiger Faktor auf dem Projekt, damit der Bereich für alle zugänglich gemacht wird. Die Gebäude rund um die Schwimmbecken herum, wo es unter anderem Toiletten und Umkleidemöglichkeiten gibt, sind universell ausgestaltet worden, und es stehen auch geschlechtsneutrale Umkleideräume zur Verfügung.
Im Järva-Bad befinden sich 2 25-Meter-Becken; eines davon ist flacher und auch für Menschen geeignet, die Rollstühle nutzen, oder für Menschen, die das Schwimmen üben möchten. Die Aufbereitungsanlage der Becken ist angepasst, so dass es möglich ist, bekleidet zu baden. Auch viele der Möbel bestechen durch ihre universelle Ausgestaltung.
«Der Schwerpunkt auf einen guten Überblick für die Mitarbeiter, Gleichwertigkeit und Sicherheit für Badegäste war während des Entwicklungs- und Designprozesses sehr wichtig », meinen AIX Arkitekter.

Design, das passt
Universelle Ausgestaltung prägt das Gebiet, und das gilt auch für die Möblierung. An mehreren Stellen finden wir beispielsweise die Sitzgruppe BERG. Mit ihrer verlängerten Tischplatte ist es leichter, sowohl Rollstühle als auch Kinderwagen bis an den Tisch heran zu fahren. An einer Stelle sind auch mehrere Tische zusammen aufgestellt wurden und bilden einen langen Tisch. BERG zeichnet sich durch einfaches Design aus, das sich gemeinsam mit der restlichen Architektur natürlich in den Bereich einfügt.
«Es war wichtig, eine Grünanlage zu schaffen, in der das Zusammenspiel von Funktion und Design einen Ort schafft, der für Besuchende, Personal und Betrieb gleichermaßen anziehend und funktionell ist. Dies gilt auch für die Möbel – sie sollen Robustheit signalisieren, gleichzeitig jedoch ansprechende Details aufweisen», berichtet Anders Kling von LAND Arkitektur.


In der Anlage gibt es weiterhin Fahrradständer und Abfallbehälter von Vestre – alles in einem ansprechenden und sanften Beige-Ton.
«Wir haben uns von der Farbpalette der Landschaft, speziell der Kiefer, inspirieren lassen. In der Nähe des Bades stehen viele große Kiefern. Die braune Farbe der Fahrradständer, Sitzgruppen und Beleuchtungsmasten stammt von der Kiefernrinde. Die grüne, kältere Farbe, die man hauptsächlich auf der langen Umzäunung rund um das Bad herum sehen kann, ist die Farbe der Kiefernnadeln», fügt er hinzu.

Ein großer Fahrradparkplatz und modernisierte Straßen
Gleich beim Eingang zum Bad haben wir einen großen Fahrradparkplatz errichtet, wo lange Reihen mit Fahrradständern der Marke VROOM stehen. Auch die Straßen in der Nähe des Freibades wurde in Verbindung mit dem Bau modernisiert, weil man es leichter machen wollte, das Fahrrad als Transportmittel zu wählen. Es war absolut wichtig, die Nutzung von umweltfreundlicheren Transportmitteln zu erleichtern:
«Ein bedeutender Ausgangspunkt auf dem Projekt war, dass die Menschen nicht mit dem Auto hierherkommen sollten. Man sollte gehen oder Fahrrad fahren, und aus diesem Grunde gibt es eine Menge Fahrradständer gleich in der Nähe des Einganges », berichtet Kling.

Populär seit Tag 1
Das neue Järva-Bad wurde schnell zu einem populären Treffpunkt und ist seit seiner Eröffnung im Juni 2020 ausgebucht. Das erste Jahr war durch Einschränkungen aufgrund von Corona geprägt, und nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern durfte sich gleichzeitig im Innenbereich aufhalten. Trotz allem erhielten sehr viele Menschen die Möglichkeit, die Sommertage hier zu genießen.
- «Jeden Morgen, wenn das Bad öffnete, bildeten sich lange Schlangen. Das Bad war den ganzen Sommer über gut besucht, und die Stadt Stockholm hofft, 2021 für noch mehr Besuchende öffnen zu können», sagt Klas Eriksson, Architekt bei AIX Arkitekter.
Roller
Jahr: eröffnet im Sommer 2020
Standort: Järvafältet, Stockholm, Schweden
Projektverantwortlich: Stadt Stockholm
Architekten: AIX Arkitekter
Landschaftsarchitekt: LAND Arkitektur
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