Momente der Entspannung im neuen Munch-Museum in Oslo
Am 22. Oktober 2021 öffnen sich endlich die Türen des neuen Edvard-Munch-Museums an der Uferpromenade von Bjørvika in Oslo. Das Museum wird ein Zielort für Menschen aus aller Welt sein, die Edvard Munchs Kunst und Leben hautnah kennenlernen, aber auch andere Kunstausstellungen und Kulturveranstaltungen wie Musik, Film, Kunstgespräche und unterschiedliche Veranstaltungsarten erleben möchten. Da jeden Tag tausende von Besucher:innen erwartet werden, waren die Anforderungen an die Sitzmöbel im Museum hinsichtlich extremer Langlebigkeit und Stabilität sehr hoch; gleichzeitig sollten sie jedoch bequem sein und stilistisch zur restlichen Inneneinrichtung des Museums passen.

Das neue Museum ist ein sehr prestigeträchtiges Projekt für Oslo – und ein einladender Treffpunkt, der sich durch Offenheit auszeichnet. Die Vision besteht darin, die Vorstellung davon, was ein Museum beinhalten kann, zu erweitern und den Besucher:innen vollständig neue Erlebnisse und Perspektiven zu bieten.
Das Gebäude mit seinen 13 Etagen und einer Höhe von 58 Metern wurde vom spanischen Architekturbüro estudio Herreros entwickelt. Es umfasst elf Ausstellungshallen. Das Design von Herreros basiert auf dem Gedanken eines Museums in Form eines Turms, in dem die hauptsächlichen Bereiche senkrecht angeordnet sind. Mit seiner beeindruckenden Höhe und dem merklich geneigten Gebäudeoberteil ist der Turm ein von überall sichtbarer Orientierungspunkt. Er verleiht Oslos Silhouette eine neue Form, verneigt sich aber gleichzeitig vor der ihn umgebenden Stadt. Die Fassade, die mit perforierten Platten aus wieder aufbereitetem Aluminium, die eine unterschiedliche Transparenz aufweisen, verkleidet ist, verleiht dem Museum eine mysteriöse und ständig wechselnde Präsenz, die die wunderbaren, über den Tag hinweg und durch die Jahreszeiten ständig wechselnden Lichtverhältnisse in Oslo reflektiert. Im alten Hafengebiet Bjørvika stehen neben dem neuen Munch-Museum auch Snøhettas Opernhaus und die neue Bibliothek, für deren Design das Architekturbüro Lundhagem steht.
Viele Erlebnisse unterschiedlicher Art
Die Haupthalle des Museums verfügt über eine außerordentliche Akustik und hat Platz für bis zu 700 Menschen, während die Halle in der 12. Etage mit einer Dachterrasse glänzt, die eine einmalige Aussicht auf die Stadt und den Fjord bietet. Weiterhin findet man im Foyer ein Kino, das für kleinere Zusammenkünfte genutzt werden kann. In den Sammlungen des Museums kann man ca. 28.000 Kunstgegenstände bewundern, die der außerordentlich produktive Edvard Munch geschaffen hat – darunter 1.200 Gemälde und über 7.000 Zeichnungen und Skizzen. Zum ersten Mal bekommen diese Arbeiten auch den Platz, den sie verdienen.

Weiterhin möchte das Museum die Erlebnisse und Einsichten weiter vertiefen und bereichern, indem es Besucher:innen dazu einlädt, zu spielen und sich selbst künstlerisch auszudrücken. Es bietet eine Reihe von Touren und Aktivitäten für Jung und Alt an.
Auch die Ernährung ist ein natürlicher Bestandteil des Erlebnisses. Ganz oben im Gebäude befindet sich ein erstklassiges Restaurant. Weiterhin gibt es im Erdgeschoss in unmittelbarer Nähe des Fjords ein Café und eine Bar mit einer wunderschönen Dachterrasse. Die Küche wird durch die Restaurantgruppe MUMA, die für Restaurants wie Taco Republica, Ben Reddik und Mangelsgården bekannt ist, gesteuert.


Was muss die Bestuhlung in einem Museum leisten?
Ein weiterer wichtiger Bestandteil eines jeden Museumsgebäudes ist natürlich die Inneneinrichtung. Dort steht man häufig vor einem schwierigen Balanceakt, wo Design und Farben Mehrwert schaffen sollen, ohne jedoch das visuelle Erlebnis zu überlagern.
2017 wurde ein nationaler Designwettbewerb gestartet, und dem Sieger winkte die prestigeträchtige Aufgabe, eine Möbelserie für das Museum zu schaffen. Nach einem anspruchsvollen Wettbewerb wurden die Designer Andreas Engesvik und Jonas Stokke zu den Siegern erklärt. Kurz danach gewann Vestre die Ausschreibung für die Herstellung, und die Arbeit mit der Entwicklung der MUNCH-Serie begann.

– Munch ist einer der berühmtesten Künstler Norwegens, und das Museum wird ein Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt sein. Es ist ein perfekter Schauplatz für die Förderung dessen, was wir tagtägliche Demokratie nennen, Treffpunkte, wo Menschen ungeachtet von Unterschieden zusammenkommen und Gedanken, Lebenserfahrungen und Vorstellungen austauschen und miteinander teilen können. Wir glauben, dass das gegenseitige Kennenlernen der beste Weg ist, um Polarisierung und Konflikten vorzubeugen sowie ein vereintes „wir“ zu schaffen. Das neue Munch-Museum steht voll im Einklang mit unserer Vision, Menschen zusammenbringen zu können. Für uns alle, die wir für Vestre arbeiten, ist es eine Freude, das Endergebnis sehen und erleben zu können, und wir sind unglaublich stolz darauf, sagt Thomas Sund, stellvertretender Geschäftsführer von Vestre.
Der Designer Jonas Stokke erläutert, dass für ihn und Engesvik einer der wichtigsten Aspekte während der Planungsphase darin bestand, nachzuempfinden, worin die vor ihnen liegende Aufgabe bestand.
– Wir haben sehr viel und sehr lange diskutiert, und das Museum als ein Konzept war eine Herausforderung für uns. Wir haben uns selbst die Frage gestellt, wie ein Museum für Werke von Munch sich beispielsweise von einem Goya- oder Picasso-Museum unterscheidet. Wir waren von einer großen Ehrfurcht für die Aufgabe geprägt und wollten ein ausgezeichnetes Produkt entwickeln – also haben wir eine Menge Zeit in dieses Projekt investiert.

Der Schwerpunkt des Projektes lag ursprünglich auf der Entwicklung des Designs für eine einzelne Bank. Als die Bänke mit und ohne Rückenlehne jedoch Form annahmen, sahen die Designer eine Möglichkeit für die Erweiterung des Designs, so dass auch Stühle und Cafétische hergestellt werden konnten.
Die MUNCH-Serie besteht nunmehr aus Bänken und Loungesesseln sowie aus einem Cafétisch und einem -stuhl. Die Stühle und Cafétische findet man im Restaurant und in der Bar im Dachgeschoss des Museums genauso wie im Café im Erdgeschoss, während die Bänke und Loungesessel über das gesamte Museum verteilt sind. Als Andreas Engesvik und Jonas Stokke die ersten MUNCH-Bänke entwickelten, stellten sie fest, dass es absolut wichtig war, dass die Besucher:innen des Museums sich hinsetzen, zurücklehnen und eine Pause in ihrem Rundgang einlegen konnten.
"Das Museum ist weiterhin so aufgebaut, dass man direkt nach oben gehen kann, ohne dass man durch alle Säle laufen muss. Wir wollten genau dort, wo die Besucher:innen aus einem Bereich herauskommen und auf dem Weg in den nächsten sind, Platz für eine Pause schaffen." sagt Jonas Stokke.
Momente der Erholung anstelle von kurzen Pausen
Anstatt der Tradition zu folgen, die in der Herstellung langer, schmaler Bänke besteht, die eher zu kurzen Pausen einladen, entschieden sich die Designer also dafür, bequeme sofaartige Bänke zu schaffen, die zu Momenten der Entspannung und Einkehr ermutigen.
"Auch wenn es sich um ein Museum handelt, müssen die Möbel doch nicht unbequem sein. Man kann ohne Probleme einige schmale und flache Holzbänke mit dünnen Lederkissen zeichnen. Wir wollten jedoch die Besucher:innen in die Lage versetzen, eine Pause einzulegen und sich wirklich zu erholen. Dafür braucht man dann Ergonomie für den Rücken und einen ausgeformten Sitz." sagt Jonas Stokke.
Die Bänke und die Stühle bestehen aus Schichten von elastischem Stahlgeflecht, die über einen einfachen Stahlrahmen gezogen sind – und sie sind mit oder ohne Polsterung aus Wollstoff lieferbar. Alle drei Elemente weisen Eigenschaften auf, die Funktion und Design des Möbelstückes vervollständigen: das Gewicht des Rahmens hilft dabei, das Möbelstück zu stabilisieren, das Stahlgeflecht aufgrund maximaler Ergonomie an den Körper an, und die Polster tragen zu weiterem Komfort und einer angenehmen Haptik bei.


Da ein großer Teil der Inneneinrichtung des Museums eher spartanisch ist, wollten die Designer, dass die Möbel eine Art Gegengewicht bilden. Aus diesem Grunde war es auch absolut wichtig, die richtigen Farben und Materialien zu finden. Die Designer begannen damit, sich Hunderte Gemälde von Edvard Munch anzuschauen, so dass sie Farben entwickeln konnten, die ihre persönlichen Interpretationen der Munch-Gemälde widerspiegelten.
"Die Farben waren eine weitere Herausforderung, der wir dadurch begegneten, dass wir unsere eigenen Farben, die für das Museum einzigartig sind, gemischt haben. Diese Farben wurden in den Labors des norwegischen Farbenherstellers Jotun eingescannt und dann in Pulverbeschichtung umgewandelt. Wir haben die drei Farben Skin, Hair und Night genannt, und sie werden ausschließlich für das Museum hergestellt." erläutert Jonas Stokke.
Herausforderungen bei der Produktion
Die Produktionsphase brachte gleichfalls einige Herausforderung mit sich, da es ziemlich schwierig ist, Metallgeflechte zu formen. Es gab auch Verfahren, mit denen Vestre noch nie gearbeitet hatte – also standen sowohl die Hersteller als auch die Designer vor einem Lernprozess.

– Die Arbeit mit Metallgeflecht und Textilien ist neu für Vestre, aber mit einem fantastischen Team in Produktion und Design ist alles möglich. Andreas und Jonas sind Designer mit reichhaltigen Erfahrungen, und sie zeichnen sich durch ein großes Wissen aus. Durch Dialog, häufige Meetings und Tests während der Entwicklungsphase konnten wir also den Herausforderungen begegnen und diese ausräumen, sagt Thomas Sund.
– Vestre hat den einzigartigen Willen gezeigt, Neues auszuprobieren, und das Unternehmen ist das Wagnis, Herausforderungen bei neuen Verfahren zu begegnen, eingegangen. Es war ein langer Weg des systematischen Ausprobierens. Wir haben uns beispielsweise unterschiedliche Methoden angeschaut, um herauszufinden, wie man den muldenförmigen Sitz am besten biegen kann, denn dies ist für den Komfort des Möbelstückes von großer Bedeutung. Das Metallgeflecht ist bei Anlieferung flach; wenn man es in eine Richtung biegt, hat man kein Problem, aber wenn es in unterschiedliche Richtungen gebogen werden soll, wird es schwieriger. Wir haben viele Tests durchgeführt und Lösungen mit vielen Subunternehmern besprochen. Nicht zuletzt waren diejenigen, die im Werk an diesen Lösungen gearbeitet haben, unheimlich wichtig, sagt Jonas Stokke.
Wird extremem Verschleiß standhalten müssen
Es ist absolut nicht übertrieben zu sagen, dass die Möbel im Museum – im Unterschied zu den meisten Möbeln, die in Innenräumen genutzt werden – auch sehr dauerhaft und über einen sehr langen Zeitraum hinweg nutzbar sein müssen. Bei ca. einer Million Besuchern jährlich werden sie extremem Verschleiß ausgesetzt sein.
– Aus diesem Grunde sind alle Möbel zusammengeschweißt – es gibt keine Schrauben oder anderen Teile, die sich lösen können. Dadurch werden sie extrem robust, und mit angemessener Wartung können sie über Hunderte von Jahren hinweg genutzt werden.
– Die Verwendung von Vestre-Möbeln in Innenräumen ist nichts Neues, aber der Einsatz in einem Museum kommt Vestre aufgrund der hohen Qualitätsstandards und der Garantien, die wir immer liefern, sehr entgegen. Die Möbel können unmittelbarer Nutzung und Verschleiß standhalten – dies ist für einen Ort mit einem derart hohen Durchlauf und derart hohen Anforderungen absolut wichtig, sagt Tomas Sund.
Das neue Munch-Museum ist jetzt geöffnet, und alle sind eingeladen, es zu erleben und zu genießen!

Produkte im Projekt:
